Weihnachtsdekoration leicht übertrieben

ach plexxo ich mag dich

Schreibe meine Masterarbeit die kommenden 5 Monate in Hamburg... der Wind hier oben zieht echt in jede Ritze, saukalt.

Hm... fahre jeden Morgen durch Wilhelmsburg. Weihnachtsmänner passen da nicht so recht ins Religionsbild und auf meiner nicht unbeträchlichen Fahrstrecke durch WHB habe ich noch keinen gesehen. Übrigens gar nicht so schlimm der Stadtteil. Gibt Schlimmere...

...und genau in diesem Moment, zu genau dieser Stunde, wo die Nacht am kältesten und der Hunger am größten, die Not am unerträglichsten, und ganz zufällig auch noch grade Weihnacht ist. Genau dann geht manchmal ein Rauschen durch die Luft. Man hört ein leises Glockenspiel von Fern und es knistert und knackt, es glitzert und sprüht, es funkelt und glüht. Die Kinder rufen aufgeregt, und die Eltern schauen erwartungsvoll in den Himmel.. Ist es der Geist der Weihnacht, der da kommt? Ist es das Christkind, auf seinem Schlitten? Und selbst in Altona steigen die braven Bürger auf ihre Dächer, um den bunt-leuchtenden Himmel über Wilhelmsburg zu erspähen, wie er im chemischen grün der elektrostatisch entzündeten Phosphorwolke die winterliche Nacht erhellt...

...und von ihren Dächern hören sie ein fernes Rufen. Ein "hooo.." und dann ist es wieder still... und wieder, ganz leise, "hoooo..." und Stille. Die altonaer Bürger lauschen gespannt über den reißenden Strom und selbst der Wind hält, wohl um die allgemeine Spannung nicht zu stören, einen Moment inne und es wird furchterrengend still... Doch dann! Plötzlich nah und deutlich, ertönt es wieder. Als wäre es direkt vor ihnen "hoo... hooo. hooo". Und nun setzt sich der Fahrstuhl zum alten Elbtunnel krachend in Bewegung, fährt erst langsam und mit einem ohrenbetäubendem Quietschen nach unten, bleibt dort in der finsteren Röhre einen unendlich langen Moment stehen, um sich dann wieder auf den Weg nach oben zu machen... "hooo... hooo .hooo" hört man, nun wesentlich lauter, den mit Holz verkleideten Schacht heraufdringen. Ein jeder blickt den anderen an, als ob dieser eine Erklärung parat haben könnte. ratlos, verzweifelt. "hooo... hooo... hooo" hört man wieder und wieder, "hoo hoo hoo" während der Fahrstuhl sich Meter um Meter der Oberfläche nähert...

.... Es ist Olav! Er kommt uns retten! ruft ein kleiner Junge aus der hintersten Reihe der Schaulustigen, der, weil er aufgrund seiner Größe eh nichts sehen kann, beim gelangweilt auf seinem Händie herumspielen zufällig auf einen Nachrichtenstream stieß. Und tatsächlich! Aus einem extra aus der Karibik angereisten Polizeihubschrauber kommt Gauleiter Olav mit seinem Motorrad direkt auf den Fischmarkt gesprungen und bahnt sich mit der mächtigen Bürgermeisteraxt einen Weg durch die Schaulustigen. Lautstark "Gewaltmonopol! Gewaltmonopol" verkündend schubst er grade eine hochschwangere Putzfrau in das eisige Hafenbecken, als die Glocke ertönt und sich langsam die Fahrstuhltür zu öffnen beginnt....

...langsam öffnet sich die Tür. Alle halten inne und warten gespannt. Es dauert einen Moment bis die Augen von Olav und seinen Gefährten die Empfindlichkeit so weit angepasst haben, dass sie in die Schatten des Fahrstuhls hineinspähen können. Schemenhafte Umrisse werden langsam zu den deutlichen Silhouetten von nicht einem, oder zwei, oder drei Weihnachtsmännern. Nein es ist eine ganze Armee offensichtlich manipulierter Taiwanweihnachstmänner! Alle mit leuchtenden augen und Säcken voller Sprengstoff ausgerüstet und ganz klar böses im Schilde führend. Ganz hinten, an die Rückwand vom Fahrstuhl gepresst und aus bösen Augen funkelnd, sieht man Satan-Klaus den internetweit bekannten Lötzinnjunkie der vor einigen Wochen aus einer harburger Tageswerkstatt beim Murmelsortieren geflohen ist und seit dem auf der Liste der Terrorverdächtigwen steht. Gauleiter Olav begrüßt ihn freundschaftlich (sie kennen sich vom Innenministerium), während die altonaer Bürger schreiend davonlaufen...

Aber wenn Satan-Klaus und Gauleiter Olav alte Kumpels sind, vor wem soll Olav die braven Altonaer dann retten?

..."aber nicht doch, ihr braucht doch keine angst zu haben" ruft Satan-Klaus, während der, zwischenzeitlich für seinen heldenhaften Einsatz zum Obersturmbannführer beförderte, Obersturmbannführer Olav im Hintergrund in einem Bordell verschwindet. "ich bin gekommen euch zu erlösen" kann er noch sagen, bevor die von Olavs Verschwinden ermutigten Altonaer flugs mit zufällig herumliegenden Flinten und Musketen das Fahrstuhlhaus mitsamt dem dahinter liegendem Elbhang dem Erdboden gleichmachen. Sich gegenseitig gratulierende Fanfaren furzend fahren alle wieder nach Hause und bemerken dabei gar nicht, wie der Vollmond auf eine zur Faust geballte Hand scheint, die anklagend aus dem Schuttberg ragt...

...wenige Sekunden später kommt der zwischenzeitlich für seine heldenhaften Leistungen zum Fruchtbarkeitsgott beförderte Fruchtbarkeitsgott Olav mit hochrotem Kopf aus dem Bordell geschlichen. Aus Angst mit einem, erst kürzlich und in einem äußerst nahe gelegenem Bordell erfolgtem, Prostituiertenmord in Verbindung gebracht zu werden, hat er sich vorsichtshalber einen Schnurrbart auf die Glatze gemalt und die Unterhose bis über das Kinn gezogen. So getarnt ist allerdings auch sein, ohnehin nicht besonders umfangreiches, Gesichtsfeld derart eingeschränkt, dass er die aus der Kraterlandschaft ragende Hand glatt übersieht, und, als sie sich in seinen Schlangenlederstiefeln verkrallt, frontal mit dem Hintern zu boden geht. "aber ich dachte wir wären Freunde" wimmert der fette Potentat, als er Satan-Klaus am beißenden Steuergeldgeruch erkennt. Satan-Klaus richtet sich nach Mekka aus und spuckt ein paar kleinere Knochen auf den völlig zerstörten Bordstein. "du hattest deine chance, Olav" presst er aus zusammengekniffenden Lippen hervor und nickt den bereitstehenden Weihnachtsmannsoldaten zu...

...nach mehreren Jahren kontrolliertem Dauerfeuer scheint sich endlich der Status quo zwischen Durchschlagskraft der Maschinengewehrkugeln und der Viskosität von Olavs prügelgewohntem Körper zu Gunsten der Gewehrkugeln zu verschieben und es machen sich erste Erschießungssymptome bei Großmeister Olav bemerkbar. Satan-Klaus hat zwischenzeitlich eine Familie gegründet und ist ein weltweit anerkannter Petunienzüchter und da die touristischen Einnahmen aus der jahrelangen Dauererschießung von Olav dazu verwendet werden Wilhelmsburg für immer einzubetonieren, kann er sogar sein Versprechen alle zu erlösen halten. Alle sind glücklich. ende.